Überentfeuchtung

Überentfeuchtung bezeichnet einen Zustand, in dem die relative Luftfeuchtigkeit in einem geschlossenen Raum deutlich unter dem für Mensch und Material geeigneten Bereich liegt. Typischerweise wird ein Bereich von etwa 40 bis 60 Prozent relativer Feuchte als komfortabel angesehen; Werte unter 30 Prozent gelten als überfeuchtet. Die konkrete Grenze hängt von Nutzung, Baumaterialien und klimatischen Gegebenheiten ab.

Ursachen liegen oft in der zu enthusiastischen Feuchtigkeitsreduktion durch Entfeuchter oder Klimageräte, unpassend eingestellten Systemen, Nacharbeiten nach Feuchtigkeitsschäden oder Bauprozessen sowie in klimatischen Rahmenbedingungen, die eine schnelle Feuchtigkeitsabnahme begünstigen. Auch eine dauerhaft niedrige Luftfeuchte in sensiblen Bereichen wie Archiven, Museen oder Ausstellungsräumen kann unbeabsichtigt zu Überentfeuchtung führen, wenn keine regelmäßige Feuchteführung erfolgt.

Die Folgen betreffen Bauteile, Materialien und teilweise auch die Gesundheit. Holz kann sich schrumpfen, verziehen oder Risse entwickeln; Putz, Mörtel oder Anstriche können spröde werden oder reißen. Textilien, Papier, Leder und Kunstwerke verlieren Feuchtigkeit und verändern Struktur, Optik oder Klebeflächen. Elektronische Geräte und empfindliche Materialien können durch statische Aufladung geschädigt werden. Allgemein kann eine zu geringe Luftfeuchtigkeit den Komfort beeinträchtigen und zu Trockenheitsgefühlen führen.

Vermeidung und Management richten sich nach einer kontrollierten Feuchteführung. Regelmäßige Messungen der Luftfeuchte (Hygrometer) und gegebenenfalls Taupunktüberwachung helfen, Sollwerte zu halten. Entfeuchtungs- oder Belüftungsdauer sollten auf das jeweilige Material und Nutzungsszenario abgestimmt werden; bei Bedarf ist eine partielle Nachfeuchtung sinnvoll, um Schäden durch zu starke Trocknung zu vermeiden.