psychosomatik

Psychosomatik bezeichnet ein interdisziplinäres Gebiet der Medizin, das die Wechselwirkungen zwischen psychischen Faktoren, sozialen Bedingungen und körperlichen Erkrankungen untersucht und behandelt. Im biopsychosozialen Modell wird Gesundheit als Resultat eines ganzheitlichen Systems verstanden, in dem Stress, emotionale Konflikte, Lebensumstände und Verhaltensweisen den Verlauf von Erkrankungen beeinflussen können.

Ziel der psychosomatischen Medizin ist es, Beschwerden zu verstehen, die keine klare organische Ursache haben oder deren Symptomlast durch psychische oder soziale Faktoren verstärkt wird. Typische Bereiche umfassen funktionelle oder nicht-organische Erkrankungen wie Schmerzsyndrome, Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerz, Fibromyalgie, chronische Müdigkeit und andere somatoforme Beschwerden. Auch psychosoziale Faktoren bei organischen Erkrankungen werden berücksichtigt.

Diagnostik erfolgt durch eine sorgfältige Abklärung der körperlichen Ursachen in Kombination mit psychologischer Beurteilung und der Analyse des sozialen Kontexts. Instrumente wie Screening-Verfahren, Belastungs- und Depressionsskalen sowie patientenzentrierte Gespräche helfen, Belastungen, Bewältigungsstrategien und Funktionsbeeinträchtigungen zu erfassen.

Behandlung erfolgt meist interdisziplinär und integriert medizinische Behandlung, Psychotherapie (insbesondere kognitive Verhaltenstherapie und psychodynamische Ansätze), Beratung, Stressmanagement, Bewegungs- und Entspannungsverfahren sowie gegebenenfalls Rehabilitation. Ziel ist eine bessere Symptomkontrolle, verbesserte Lebensqualität und eine Schonung vor unnötigen medizinischen Eingriffen.

Die Psychosomatik steht im Spannungsfeld zwischen biomedizinischer Skepsis und der Anerkennung psychosozialer Beeinflussungsfaktoren. Kritische Stimmen betonen die Notwendigkeit realistischer Diagnostik und die Vermeidung von Stigmatisierung sowie die Abgrenzung normaler Stressreaktionen von behandlungsbedürftigen Störungen.