ethnobotanischen

Ethnobotanische Forschung untersucht die Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen. Ziel ist es zu verstehen, wie verschiedene Kulturen Pflanzen verwenden, wie Wissen über Pflanzen entsteht, bewahrt und weitergegeben wird, und welchen Einfluss pflanzenbezogene Praktiken auf Gesundheit, Ernährung und Umwelt haben. Die Disziplin verbindet Ethnographie, Botanik, Anthropologie, Ethnologie und Ökologie.

Typische Methoden sind Feldforschung in Gemeinschaften, halbstrukturierte Interviews, partizipative Beobachtung, die Dokumentation von Pflanzennamen, Verwendungsweisen und Zubereitungen sowie die Sammlung von Pflanzensammlungen und Herbariumsnachweisen. Ethnobotanische Studien berücksichtigen sowohl medizinische Anwendungen als auch Nahrungs-, rituelle und wirtschaftliche Nutzungen von Pflanzen sowie deren ökologische Kontexte.

Historisch entwickelte sich Ethnobotanik im 19. und 20. Jahrhundert aus Botanik und Ethnografie. Wichtige Vertreter sind Richard Evans Schultes, der maßgeblich zur wissenschaftlichen Anerkennung der Disziplin beitrug, und Mark Plotkin, der anhand von Fallstudien in Amazonien hervortritt. Die Forschung hat sich seitdem globalisiert und umfasst indigene Wissenssysteme ebenso wie lokale Ökologien und globale Biodiversitätsfragen.

Anwendungsfelder reichen von der medizinischen Pflanzenkunde (Pharmacognosy) über Nahrungs- und Nutzpflanzenquellen bis zu kulturellen und rituellen Praktiken. Ethnobotanisches Wissen unterstützt Biodiversitätsschutz, nachhaltige Nutzung von Ressourcen und die Entwicklung neuer Medikamente, während es Fragen des geistigen Eigentums und des Zugangs zu genetischen Ressourcen aufwirft.

Ethik und Recht betonen faire Teilhabe, Nutzenbeteiligung der Ursprungsgemeinschaften und die Einhaltung internationaler Abkommen wie dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und dem Nagoya-Protokoll zum Zugang zu genetischen Ressourcen und deren Nutzung. Kritisch diskutiert werden Biopiraterie, kulturelle Aneignung und der Verlust traditionellen Wissens durch Globalisierung.