Westaramäisch

Westaramäisch bezeichnet eine der beiden Hauptlinien der aramäischen Sprachen, neben dem Ostaramäisch. Historisch war Westaramäisch in der Levante und benachbarten Regionen verbreitet und überliefert von frühesten Quellen bis ins späte Altertum. Die Dialekte zeigen regionale Vielfalt in Lautung, Grammatik und Wortschatz und lassen sich in mehrere Gruppen gliedern, die unter anderem in samaritanische, palästinisch-jüdische sowie inschriftliche Varianten wie Nabataïsch und Palmyräisch auftreten.

Zu den bekanntesten Westarabäischen Dialekten gehören Samaritanisches Aramäisch (Samaritaner-Aramäisch), das heute noch liturgisch verwendet wird, sowie Jüdisches Palästinäisches Aramäisch, das in palästinensischen rabbinischen Texten belegt ist. Nabataisch und Palmyräisch belegen vor allem Inschriften und Zeugnisse aus Nabataea bzw. Palmyra und gingen im Verlauf des frühen Mittelalters unter. Westaramäisch-Dialekte trugen wesentlich zur Schriftentwicklung in der Region bei; das Nabataische Alphabet spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der späteren arabischen Schrift, während palästra-Aramäische Schriften den Übergang zur lokalen Semitischen Schriftwelt beeinflussten.

Unter der modernen Perspektive ist Westaramäisch als eigenständige gesprochene Sprache weitgehend Geschichte. In einigen Gemeinschaften bestehen jedoch liturgische oder rekonstruktive Nutzungen weiter. Zudem leiten sich moderne westaramäische Neo-Aramäische Sprachen, wie Turoyo (Suryoyo), von diesem Erbe ab und werden in Teilen der Türkei und Syrien noch gesprochen. Literarische Überlieferungen reichen von antiken Inschriften über rabbinische Texte bis zu liturgischen Sprachformen von Samaritanern.