Verfügbarkeitsheuristiken

Verfügbarkeitsheuristiken sind eine Gruppe kognitiver Abkürzungen, mit denen Menschen Wahrscheinlichkeiten oder Häufigkeiten von Ereignissen beurteilen. Statt systematisch statistische Informationen zu berücksichtigen, wird die Wahrscheinlichkeit danach eingeschätzt, wie leicht entsprechende Beispiele aus dem Gedächtnis abrufbar sind. Die Verfügbarkeit wird durch persönliche Erfahrungen, Medienberichte, Dramatisierung und emotionalen Gehalt beeinflusst. Stark präsentierte oder wiederkehrende Ereignisse erscheinen so plausibler, unabhängig von ihrer tatsächlichen Basisrate.

Typische Beispiele zeigen, wie Medien das Risikoniveau verzerren: Nach intensiver Berichterstattung über Flugzeugunglücke neigt man dazu, die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes zu überschätzen; ähnliche Effekte treten bei Gewaltberichterstattung oder Naturkatastrophen auf. Die Folge sind verzerrte Risikowahrnehmung, überproportionale Reaktionen in Politik oder Gesundheitskommunikation und verändertens Konsumverhalten. Die Heuristik kann in manchen Situationen schnelle Urteile ermöglichen, führt jedoch häufig zu Basisraten-Vernachlässigung, wenn seltene Ereignisse besonders bildkräftig oder emotional sind.

Historisch wurden Verfügbarkeitsheuristiken von Kahneman und Tversky in den 1970er-Jahren als Teil der Arbeiten zu Heuristiken und Bias beschrieben; der einflussreiche Science-Artikel dazu publiziert 1973 unter dem Titel Availability: A Heuristic for Judging Frequency and Probability.

Siehe auch: Verfügbarkeitsfehler, Basisraten-Vernachlässigung, Heuristics and Biases, Risikokommunikation