Verfügbarkeitseffekt

Verfügbarkeitseffekt bezeichnet eine kognitive Tendenz, die Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit von Ereignissen stärker nach dem zu beurteilen, was einem leicht ins Gedächtnis kommt. In der Fachliteratur wird oft von der Verfügbarkeitsheuristik gesprochen, dem zugrundeliegenden Mechanismus, wonach Erinnerbarkeit, Nachdruck oder persönliche Erfahrung die Einschätzung beeinflussen. Je einfacher eine Information abrufbar ist, desto größer scheint ihre Bedeutung oder Wahrscheinlichkeit.

Ursachen und Einflussgrößen sind zum Beispiel Salienz, Emotionalität, Neuheit und Häufigkeit der Reize oder Berichte in den Medien. Ereignisse, die intensiv, dramatisch oder breit kommuniziert werden, bleiben leichter im Gedächtnis und scheinen wahrscheinlicher zu sein als objektive Wahrscheinlichkeiten oder Basisraten. So kann etwa nach vielen gefühlten Berichten über Flugzeugunglücke die Angst vor dem Fliegen steigen, obwohl Flugreisen statistisch sicherer als andere Verkehrsmittel sind. Umgekehrt können seltene, aber stark berichterstattete Ereignisse zu einer Unterbewertung anderer Risiken führen.

Bedeutung und Folgen zeigen sich in vielen Bereichen, etwa in der Risikowertung, Gesundheitsentscheidungen, Wirtschaftsinvestitionen oder Politiken. Verfügbarkeitseffekte kann zu Base-Rate-Neglect führen, also dem Ignorieren von Hintergrundwahrscheinlichkeiten zugunsten eindrücklicher Einzelfälle. Zur Minderung können klare Statistikpräsentationen, absolute Risiken statt relativer Werte, natürliche Häufigkeiten und kontextualisierte Vergleichsgrößen beitragen. Gleichzeitig bleibt der Effekt kontextabhängig und nicht in allen Situationen gleich stark ausgeprägt.