Totalisierung

Totalisierung bezeichnet in der Fach- und Wissenschaftssprache einen Prozess oder ein Resultat, bei dem vielfältige Phänomene, Unterschiede oder Teilbereiche zu einer einheitlichen, allumfassenden Ganzheit subsumiert werden. Ziel ist häufig, Komplexität zu verringern, Muster zu erkennen oder universelle Zugänge zu schaffen. Der Begriff wird sowohl neutral als analytisches Instrument als auch kritisch als Tendenz aufgefasst, durch Vereinheitlichung bestimmte Aspekte zu privilegieren oder zu übersehen.

In der Soziologie, Politikwissenschaft und Kulturwissenschaft wird Totalisierung oft als Beschreibung von Tendenzen benutzt, gesellschaftliche Prozesse oder soziale Beziehungen in eine zentrale Gesamtlogik zu integrieren. Beispiele sind die Unterordnung unterschiedlicher Lebensformen, Praktiken oder Normen unter ein vermeintlichheit universelles Modell (z. B. wirtschaftliche Rationalisierung, rechtliche oder administrative Normierungen). Kritische Ansätze warnen vor einer Überdehnung des Begriffs, da dadurch Divergenzen, lokale Kontexte und Marginalisierungen unsichtbar würden.

In der Philosophie und in der Kritischen Theorie wird Totalisierung auch als Tendenz zu geschlossenen, totalen Systemen diskutiert. Sie wird häufig im Kontext von Totalitarismus oder der Kritik an absolutistischen Wissensformen verwendet, die Vielfalt, Konflikt und Widerspruch ausblenden. Gleichzeitig wird der Begriff genutzt, um die Gefahr epistemischer Gewalt durch generalisierende Herrschafts- oder Herrschaftssysteme zu benennen.

Methodisch kann Totalisierung auch auf die Aggregation einzelner Daten oder Phänomene zu einem Gesamtmaß bezogen werden. Dabei besteht eine zentrale Kritik in der Gefahr, Heterogenität und Kontextualisierung zu vernachlässigen.