Temperaturwahrnehmungen

Temperaturwahrnehmungen bezeichnet die subjektive Empfindung von Temperaturreizen. Sie umfasst Eindrücke von Kälte und Wärme sowie schmerzhafte Reize bei extremen Temperaturen. Die Wahrnehmung entsteht primär in der Haut durch spezialisierte Thermorezeptoren und wird im Zentralnervensystem weiterverarbeitet, wobei sensorische Signale mit Körperzustand, Aufmerksamkeit und Stimmung kombiniert werden.

Die Haut enthält Kälte- und Wärmerezeptoren, deren Signale über A-Delta- und C-Fasern ins Rückenmark und weiter in den somatosensorischen Kortex gelangen. Zentral beteiligt sind der Hypothalamus, der Thermoregulation und das Thermalempfinden moduliert, sowie höhere Hirnareale, die Erfahrung, Kontext und Erwartung beeinflussen. Die transduktiven Prozesse beruhen auch auf sensorischen Molekülen wie TRPM8 (Kälte) und TRPV1 (Hitze), die an der Reizwahrnehmung beteiligt sind. Unterschiede zwischen einzelnen Hautstellen und individuellen Rezeptordichten führen zu Variabilität in der Wahrnehmung.

Die Temperaturwahrnehmungen werden von Umweltfaktoren wie Lufttemperatur, Feuchtigkeit und Luftbewegung beeinflusst, ebenso von Kleidung, Aktivierungsgrad und Stoffwechsel sowie Alter und Gesundheit. Anpassung oder Habituation kann dazu führen, dass dieselbe Hauttemperatur unterschiedlich wahrgenommen wird. Politisch korrekte Formulierungen oder Erwartungen können die subjektive Bewertung ebenfalls beeinflussen, sodass Temperaturwahrnehmung als subjektiv und kontextabhängig gilt.

In Praxis und Forschung finden Temperaturwahrnehmungen Anwendung in der Thermischen Komfortforschung, etwa bei Modellen wie PMV/PPD, sowie in klinischen Zusammenhängen bei Störungen der Temperaturwahrnehmung. Das Verständnis unterstützt die Gestaltung von Kleidung, Arbeits- und Wohnräumen sowie therapeutischen Maßnahmen.