Primärurin

Primärurin ist der erste Urin, der im Nierenkörperchen durch Glomerulafiltration entsteht. Er entsteht, wenn Plasma durch die glomeruläre Filtrationsbarriere in den Bowman-Kapselraum gedrückt wird.

Die Filtrationsbarriere besteht aus dem fenestrierten Endothel der Glomeruluskapillaren, der basalen Membran und den Fußprozessen der Podocyten. Diese Struktur lässt überwiegend Wasser, Elektrolyte, Glucose, Aminosäuren und andere kleine Moleküle passieren und hält Proteine sowie Blutzellen zurück. Der resultierende Filtrat enthält damit Substanzen des Plasmas in ähnlicher Konzentration, bevor tubulare Prozesse eingreifen.

Der Primärurin hat eine Osmolalität nahezu identisch mit der des Plasmas (ca. 300 mOsm/kg). Er enthält Wasser, Elektrolyte, Glucose, Aminosäuren, Harnstoff, Kreatinin und andere kleine Metabolite, aber in der Regel keine größeren Proteine oder Blutzellen.

Volumen und Bedeutung: In einem gesunden Erwachsenen liegt die glomeruläre Filtrationsrate bei etwa 125 ml/min, was grob 180 Litern Primärurin pro Tag ergibt. Im Verlauf der Tubulusabsorption und -sekretion werden der Großteil des Wassers, Elektrolyte und wichtige Substrate rückresorbiert, sodass am Ende der Harnbildung eine deutlich geringere Urinmenge entsteht (typisch ca. 1–2 Liter pro Tag).

Abgrenzung: Primärurin ist das ursprüngliche Filtrat des Blutes. Tubuläre Reabsorption und Sekretion modifizieren seine Zusammensetzung und Volumen, wodurch der endgültige Urin (Sekundärurin) entsteht. Die Regulation der GFR beeinflusst die Menge des Primärurins indirekt.