Potenzialität

Potenzialität ist ein philosophischer Begriff, der die Fähigkeit oder Möglichkeit bezeichnet, in einen anderen Zustand überzugehen. Der Ausdruck leitet sich vom lateinischen potentia ab und wird in der deutschen Sprache oft als Gegenstück zur Aktualität (Actualität) verwendet. Potenzialität beschreibt demnach das Vermögen, das vorhanden ist, aber erst unter bestimmten Bedingungen realisiert wird.

Historisch geht der Begriff auf Aristoteles zurück, der zwischen Dynamis (Potenzialität) und Energeia (Aktualität) unterscheidet. Für Aristoteles bedeutet Dynamis die Fähigkeit einer Sache, sich in eine andere Form oder Verfassung zu entwickeln, sofern die Umstände zutreffen. In der scholastischen Tradition, etwa bei Thomas von Aquin, wurde dieser Unterschied systematisiert und mit den Ursachen verknüpft. In der modernen Philosophie wird Potenzialität oft als vorhandene Möglichkeit verstanden, die nicht automatisch in Wirklichkeit übergeht, sondern durch Naturprozesse, Entscheidungen oder Bedingungen realisiert wird.

Formen der Potenzialität umfassen die passive Potenzialität – die Fähigkeit einer Substanz, sich unter bestimmten Bedingungen zu verändern – und die aktive Potenzialität – die Fähigkeit zu handeln oder sich zu entwickeln. Beispiele sind Samen, die die Potenzialität haben, zu einer Pflanze zu werden, oder Wasser, das potenziell in Dampf übergeht.

Der Begriff hat Anwendungen in Metaphysik, Ethik, Biologie und Kognitionswissenschaften, wo von Potenzialen, Fähigkeiten und Entwicklungsprozessen die Rede ist. In der zeitgenössischen Debatte wird Potenzialität oft präzisiert durch Begriffe wie Potenzial, Möglichkeit und Fähigkeit. Der Gegenbegriff ist die Aktualität.