Politisierung

Politisierung bezeichnet den Prozess, durch den politische Relevanz, Wertekonflikte oder politische Handlungen in Bereiche, Institutionen oder Diskurse hineinwirken. Sie beschreibt, wie Fragen, die zuvor privat, technischer oder fachlicher Natur galten, politisch aufgeladen, diskutiert, verhandelt oder reguliert werden. Politische Akteurinnen und Akteure identifizieren Interessen und Konflikte, setzen Prioritäten und beeinflussen Ressourcenverteilung; Medien und Öffentlichkeit rahmen die Debatten und verankern sie in der Praxis.

Zu den zentralen Mechanismen der Politisierung gehören Framing, Agenda-Setting, Öffentlichkeits- und Diskursroutinen, sowie politische Initiativen, Gesetzgebungsverfahren, Gerichtsentscheidungen und Interessenvertretung. Krisen, soziale Bewegungen, Wahlen oder Skandale können als Katalysatoren wirken, während Technologien, Wissenschaft und Kultur als Felder dienen, in denen politische Sinnzuschreibungen erfolgen.

Politisierung zeigt sich in verschiedenen Bereichen, etwa in der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft oder der Kultur. Beispiele sind die Politisierung wissenschaftlicher Debatten durch normative Standpunkte, die Einordnung von Umwelt- oder Migrationsfragen in politische Programme oder die politische Instrumentalisierung von Datenschutz und Digitalisierung. Sie kann demokratische Legitimation fördern, Transparenz und Rechenschaft bündeln und Beteiligung ermöglichen, zugleich aber zu Polarisierung, Instrumentalisierung oder Verzögerungen in der Entscheidungsfindung führen.

In der Forschung wird Politisierung oft als analytisches Instrument verwendet, um die Verlagerung von Themen in politische Arenen oder deren politische Verwertung zu untersuchen.