Medienwahrnehmung

Medienwahrnehmung bezeichnet den Prozess, durch den Individuen Medienbotschaften aufnehmen, interpretieren, bewerten und erinnern. Sie umfasst die Selektion relevanter Informationen aus der Vielzahl von Signalen, die Verarbeitung dieser Signale anhand von Vorwissen, Erwartungen, Werten und emotionalen Reaktionen sowie die Speicherung im Gedächtnis und den späteren Abruf.

Sie wird durch persönliche Faktoren (Bildung, Alter, kultureller Hintergrund, Medienkompetenz), situationale Faktoren (Aufmerksamkeit, Stimmung) und strukturelle Faktoren (Medienangebot, Gatekeeping, Algorithmen) geprägt. Zudem spielen kognitive und affektive Mechanismen eine Rolle: Aufmerksamkeit, Framing und Schemata beeinflussen, wie Inhalte verarbeitet werden. Rezeptionstheorien wie Encoding–Decoding (nach Hall), Uses and Gratifications, Agenda-Setting und Cultivation beschreiben unterschiedliche Ebenen der Bedeutungskonstruktion durch den Rezipienten.

Die Medienwahrnehmung wirkt sich auf Einstellungen, Meinungen und möglicherweise politische Haltungen aus und kann das Verhalten beeinflussen, etwa durch Medienkonsumgewohnheiten oder die Weitergabe von Informationen. Sie ist jedoch auch eine Quelle potenzieller Verzerrungen, Bestätigungsstrategien oder Fehlinformationen, insbesondere im Kontext von Antizipationen, Emotionen und sozialen Medien.

Forschung zur Medienwahrnehmung nutzt Methoden wie Inhaltsanalysen, Rezeptionstheorien, Experimente, Befragungen und ethnografische Ansätze, um zu verstehen, wie Botschaften aufgenommen und interpretiert werden. In der Praxis zielt sie auf Medienkompetenz ab: kritisches Lesen, Quellenprüfung, Bewusstsein für Framing und algorithmische Beeinflussung.