Intuitionen

Intuitionen bezeichnet im Deutschen allgemein unmittelbare Erkenntnisse oder Urteile, die ohne bewusste, schrittweise Begründung entstehen. Sie beruhen auf schnellen Sinneseindrücken, Mustererkennung oder inneren Einsichten und unterscheiden sich damit von logischem Schließen oder formalen Beweisen. Umgangssprachlich wird oft von einem Bauchgefühl gesprochen, das die Grundlage eines intuitiven Urteils bildet.

In der Psychologie wird oft zwischen kognitiver Intuition (unbewusst generierte Urteile aufgrund früherer Erfahrungen oder gelernter Muster) und affektiver Intuition (Urteile, die stark von Emotionen beeinflusst sind) unterschieden. Neurowissenschaftlich wird Intuition als schnelle, heuristische Verarbeitung beschrieben, die System 1 des Dual-Process-Ansatzes mit einschließt, während System 2 der analytischen Überprüfung vorbehalten bleibt.

Historisch sind unterschiedliche Auffassungen verbreitet. In der Philosophie ist Intuition oftmals als unmittelbare Erkenntnis verortet. In der kantischen Philosophie bilden Raum und Zeit als Formen der Sinnlichkeit die Voraussetzungen intuitiver Anschauung. In der Phänomenologie versteht Husserl Intuition als unvoreingenommene Gegebenheit der Erfahrung. Der Intuitionismus in der Mathematik, vertreten durch Brouwer, betont mentale Einsicht als Fundament mathematischer Wahrheiten und unterscheidet sich von der späteren logischen Begründung.

Anwendungsgebiete finden sich in Wissenschaft und Entscheidungsprozessen, wo Intuitionen oft als Ausgangspunkt für Hypothesen oder schnelle Entscheidungen dienen. Sie können nützlich sein, sind aber fehleranfällig aufgrund von Verzerrungen, Bestätigungsfehlern oder übermäßigem Selbstvertrauen. Deshalb werden intuitive Urteile in empirischen Arbeiten oft kontrolliert, verifiziert oder durch formale Beweise ergänzt.

Intuitionen stehen in engem Zusammenhang mit Begriffen wie Intuitionismus in der Mathematik; kulturelle Unterschiede beeinflussen, wie Menschen intuitive Einsichten nutzen. Etymologisch stammt Intuition vom lateinischen intueri, „einen Blick darauf werfen“.