Fremdheitserhaltung

Fremdheitserhaltung bezeichnet einen theoretischen Ansatz in Übersetzung, Literatur- und Kulturwissenschaften, der darauf abzielt, die Fremdheit eines Ausgangstextes oder einer kulturellen Praxis in der Zielsprache sichtbar zu halten, statt sie zu überformen. Der Begriff setzt sich aus Fremdheit und Erhaltung zusammen.

In der Übersetzungswissenschaft wird Fremdheitserhaltung oft mit Foreignization assoziiert, einem Konzept, das darauf abzielt, stilistische Merkmale, kulturelle Referenzen und strukturelle Eigenheiten des Quelltexts zu bewahren. Im Gegensatz dazu steht Domestizierung, bei der der Text stärker an die Zielkultur angepasst wird.

Praktische Anwendungen umfassen literarische Übersetzung, Film- und Fernseh-Subtitling, journalistische Übersetzungen sowie die Gestaltung kultureller Kommunikation in mehrsprachigen Kontexten. Typische Mittel sind das Beibehalten von Lehnwörtern, Eigennamen, kulturellen Begriffen, Fußnoten zur Erklärung sowie bewusste stilistische Abweichungen, um die Fremdheit sichtbar zu halten.

Ziel ist es, Leserinnen und Leser für kulturelle Differenzen zu sensibilisieren, Interkulturalität zu fördern und den Zugang zu fremden Kulturen zu öffnen, statt kulturelle Unterschiede zu vernachlässigen. Gleichzeitig wird die Methode kritisch diskutiert, weil zu viel Fremdheit Verständlichkeit und Lesbarkeit beeinträchtigen kann; Gegner befürchten Barrieren, Befürworter sehen Fremdheit als Mittel gegen kulturelle Vermassung und als Reichtum sprachlicher Vielfalt.

In der Praxis variiert der Einsatz je nach Genre, Zielpublikum und Kontext. Der Begriff ist vor allem in der Translation Studies, der Literatur- und Kulturwissenschaft gebräuchlich und wird im Zusammenhang mit Fremdheit, Interkulturalität und Spracheinsatz diskutiert.