Berührungsempfindens

Berührungsempfinden, auch Tastsinn genannt, ist die sensorische Wahrnehmung mechanischer Reize der Haut. Es umfasst das Erkennen von Druck, Textur, Form und Vibration sowie die räumliche Lokalisierung der Berührung. Das Berührungsempfinden wird überwiegend durch cutane Mechanorezeptoren vermittelt und arbeitet eng mit Temperatur-, Schmerz- und Propriozeptionssignalen zusammen, um eine umfassende Wahrnehmung der Oberflächenbeschaffenheit und der Körperlage zu ermöglichen.

Die wichtigsten Mechanorezeptoren der Haut sind Merkel-Zellen (SA1) für feine Druck- und Texturerkennung, Meissner-Körperchen (FA1) für schnelle, dynamische Berührungen, Pacini-Körperchen (FA2) für Vibrationen und Ruffini-Endigungen (SA2) für Dehnung und Lageempfinden. Sie senden Aβ-Fasern zu den Rückenmarkbahnen. Feine Berührung und Propriozeption verlaufen primär über das Dorsal Column–Medial Lemniscus-System (Nucleus gracilis und Nucleus cuneatus, Medulla oblongata, Thalamus VPL) zum primären somatosensorischen Cortex (Gyrus postcentralis). Grobe Berührung, Temperatur und Schmerz werden überwiegend über den Spinothalamikuspfad weitergeleitet und erreichen dort ähnliche Rindenfelder.

Zusätzliche Dimensionen des Berührungsempfindens umfassen diskriminatives Berührungsempfinden, das Textur, Muster und Orientierung ermöglicht, sowie affektives oder soziales Berührungsempfinden. Letzteres wird durch CT-Fasern in behaarter Haut vermittelt und beeinflusst die emotionale Bewertung von Berührung, mit Aktivierung unter anderem des Insula- und limbischen Systems.

Klinisch werden Taktilität und Berührungsempfinden mit Tests wie Semmes-Weinstein-Monofilamenten zur Bestimmung der Berührungsschwelle sowie mit der Zwei-Punkt-Diskrimination bewertet. Störungen zeigen sich als verminderte oder ausfallende Berührungsempfindung in betroffenen Hautgebieten. Anwendungen finden sich in der Neurologie, Rehabilitation und im Bereich der Haptik und Mensch-Computer-Interaktion.