Anticholinergika

Anticholinergika sind Arzneistoffe, die die Wirkung von Acetylcholin an muskarinischen Rezeptoren blockieren. Dadurch wird vor allem der Parasympathikus gehemmt, was zu einer Verminderung sekretärer Absonderungen, Muskelentspannung und veränderter Augen- und Blasenfunktion führen kann. Die Substanzen unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, das zentrale Nervensystem zu erreichen: tertiäre Amine wie Atropin und Scopolamin gelangen gut ins Zentrale, während quaternäre Ammoniumverbindungen wie Ipratropium oder Glycopyrrolat das ZNS kaum erreichen.

Anwendungsgebiete umfassen die Ophthalmologie (Myraised beim Augenarzt, Cycloplegie), die Pulmologie (bronchienerweiterndes Ipratropium/Tiotropium bei COPD und teilweise Asthma), die Urologie (Überaktivität der Blase mit Oxybutynin, Tolterodin, Solifenacin), die Gastroenterologie (spasmolytische Behandlung von Reizdarmsyndrom und Dyskinesien), sowie die Neurologie und Psychiatrie (Behandlung von extrapyramidalen Symptomen durch Anticholinergika wie Benztropin oder Trihexyphenidyl; Prämedikation gegen Spasmen). Scopolamin wird außerdem als Muskelrelaxans während Reisen verwendet.

Wichtige Nebenwirkungen umfassen Mundtrockenheit, Verstopfung, Verschwommenes Sehen, Harnverhaltung und kognitive Beeinträchtigungen, insbesondere bei älteren Patienten. Die Anticholinergic Burden ist ein wichtiger Sicherheitsaspekt; schwere Vergiftungen oder das Anticholinergische Syndrom erfordern rasche medizinische Behandlung. Vorsicht gilt bei Glaukom, prostatahyperplasie und bestimmten metabolischen Erkrankungen. Historisch stammen viele Substanzen aus Atropa-Belladonna- oder Hyoscyamus‑Pflanzen, heute finden sich auch synthetische und inhalative Formen in der klinischen Praxis.