prozessualer

Der Begriff Prozessualer bezeichnet eine Person, die den Prozessualismus – im deutschsprachigen Raum auch als Prozessuale Archäologie oder New Archaeology bezeichnet – vertritt. Diese Forschungsrichtung entstand in den 1960er-Jahren in den USA und verfolgt das Ziel, kulturelle Phänomene durch generalisierte, testbare Erklärungen zu verstehen, statt narrativen Beschreibungen zu liefern. Prozessuale Archäologen, zu deren Pionieren Lewis Binford und David Clarke zählen, betrachten Kultur als ein System von Prozessen, dessen Veränderungen durch Umweltfaktoren, Subsistenzstrategien, Technologiewechsel und Interaktionen mit anderen Gruppen bedingt sind. Typische Methoden umfassen die Formulierung von Hypothesen, die systematische Sammlung quantitativer Daten und den Vergleich von Fallbeispielen, um allgemeine Gesetzmäßigkeiten oder Modelle zu entwickeln.

Im deutschsprachigen Diskurs wird der Prozessualismus oft als Teil der sogenannten Prozessualen Archäologie oder der New Archaeology bezeichnet. Die Prozessualisten streben Erklärungen auf der Ebene der Prozesse an, nicht nur auf der Ebene handlungsorientierter Bedeutungen. Kritiker des Ansatzes — insbesondere Post-Processualisten wie Ian Hodder — argumentieren, dass er menschliche Agency, Symbolik und Bedeutungen unterbetone und kulturelle Vielfalt durch deterministische Modelle vernachlässige.

Heute ist der Prozessualismus in der Archäologie und in den Sozialwissenschaften durch kritischere und breitere Ansätze ergänzt oder ersetzt worden, bleibt aber als historischer Bezugspunkt für eine bestimmte methodische Haltung relevant. Ein Prozessualer wäre demnach jemand, der diese methodischen Prinzipien befürwortet oder vertritt.