feuchtechemische

Feuchtechemische Prozesse bezeichnen chemische Reaktionen, deren Raten, Mechanismen oder Gleichgewichte durch die Anwesenheit von Wasser oder durch Feuchtigkeit in der Umgebung beeinflusst werden. Das Feld findet Anwendung in Materialienwissenschaft, Korrosionsforschung, Umweltchemie, Lebensmittel- und Pharmazeutikaproduktion sowie in der Atmosphärenchemie.

Typische Beispiele umfassen Hydrolyse von Verbindungen in Anwesenheit von Wasser, Hydratation von Ionen, veränderte Löslichkeiten und Lösungsraten in feuchter Luft, sowie Deliqueszenz von Salzen, bei der Feststoffe Wasser aufnehmen und zu Lösungen werden. Feuchtechemische Prozesse spielen auch eine Rolle bei Feuchtekorrosion, Alterungs- und Degradationsprozessen von Polymeren sowie bei Reaktionen, die durch erhöhte relative Luftfeuchte beschleunigt oder gehemmt werden. In der Umweltchemie beeinflussen Feuchtigkeit und Wasseraktivität Reaktionen in Böden, Aerosolen und Gewässern.

Methodisch befassen sich Fachgebiete der Feuchtechemie mit Messungen des Feuchtegehalts und der Wasseraktivität (aw), der Bestimmung von Sorptionsisothermen, sowie mit analytischen Techniken wie Gravimetrie, Thermogravimetrie, DSC oder FTIR, um Einflussgrößen wie Temperatur, Feuchtigkeitsgradienten und Trocken-/Feuchtezyklen zu verstehen.

Anwendungen betreffen die Bewertung der Stabilität von Baustoffen, die Entwicklung feuchtigkeitsbeständiger Materialien, die Lager- und Haltbarkeitsplanung in der Lebensmittel- und Arzneimittelindustrie, Verpackungsdesign sowie Umwelt- und Atmosphärenforschung. Das Verständnis feuchtechemischer Prozesse hilft bei der Kontrolle von Feuchtigkeit, Reaktionswegen und Materialalterung.