Werkzeuglängenkompensation

Werkzeuglängen bezeichnen den Abstand von der Spitze des Werkzeugs bis zur Referenzfläche am Werkzeughalter oder an der Maschinenspindel. In der Praxis werden verschiedene Längenmerkmale unterschieden: die Gesamtlänge (overall length, OL), die Schaftlänge und die Schneidenlänge. Bei Bohrwerkzeugen bezieht sich die Schneidenlänge auf die Länge der Spanfläche; bei Fräsern wird oft die Schaftlänge oder die Länge der Schneide angegeben. Die Angabe erfolgt in Millimetern und variiert je nach Werkzeugtyp und Hersteller.

Die Länge beeinflusst Steifigkeit, Reichweite, Kollisionsrisiken und die Spanabfuhr. Längere Werkzeuge ermöglichen tiefe Kavitäten, sind aber anfälliger für Durchbiegung, Vibrationen und Laufunruhe. Kürzere Werkzeuge bieten höhere Steifigkeit, erfordern aber oft mehr Zugang zur Bearbeitungsstelle. Die Wahl der Länge hat daher direkte Auswirkungen auf Oberflächenqualität, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Fehlersicherheit.

Werkzeuglängen werden in Katalogen und CNC-Steuerungen als Spezifikationen angegeben. Zur Fertigung werden oft Tabellen mit OL, Schaftlänge und Schneidenlänge geführt. In der Praxis wird die Werkzeuglänge außerdem durch den Werkzeuglängenoffset in der NC-Steuerung kompensiert, sodass Werkzeuge im Referenzpunkt korrekt positioniert werden.

Eine systematische Werkzeuglängenverwaltung ist entscheidend: Sie ermöglicht zuverlässige Werkzeugwechsel, reduziert Kollisionsrisiken und verbessert die Prozessstabilität. Eine klare Dokumentation von Gesamt-, Schaft- und Schneidenlänge erleichtert Nachjustierungen, Austauschprozesse und das Tracking in der Fertigung.