Wasserstoffcyanid

Wasserstoffcyanid, chemisch HCN, ist eine farblose, hoch giftige Gasverbindung, die auch als Hydrocyanid in wässriger Lösung vorkommt. Im Alltagsgebrauch wird es häufig als Blausäure bezeichnet. Der Geruch wird oft mit Bittermandeln assoziiert, doch die Geruchsschwelle ist individuell und bei hohen Konzentrationen kann der Geruchssinn ausfallen.

Physikalisch ist HCN gut löslich in Wasser und besitzt geringe Siedepunkt- und Dampfdruckcharakteristika, wodurch es sowohl gasförmig als auch als Lösung gehandhabt wird. Es ist brennbar und bildet bei Zersetzung leicht schädliche Abbauprodukte. In der Industrie wird HCN als vielseitiger Baustein für zahlreiche Nitrile genutzt.

Produktion und Verwendung: Industriell wird Wasserstoffcyanid überwiegend im Andrussow-Verfahren hergestellt, einem Gasphasenkatalyseprozess, der Methan, Ammoniak und Sauerstoff über einen Katalysator zu HCN und Wasser umgesetzt. Ersatz- oder Folgeprozesse ermöglichen die Herstellung weiterer Zwischenprodukte. Die Hauptverwendungen liegen in der Synthese einer Reihe wichtiger Nitrile, insbesondere Adiponitril (eine Vorstufe zu Nylon 6,6), Acrylonitril und Methacrylnitril. HCN dient darüber hinaus der Herstellung von Cyanurchlorid sowie anderer Feinchemikalien.

Sicherheit und Umwelt: HCN ist extrem giftig; schon geringe Expositionslevel können lebensbedrohlich sein, weil es die Mitochondrienatmung hemmt. Eine akute Exposition kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot bis hin zu Bewusstlosigkeit führen. Behandlungsmethoden umfassen die rasche Entfernung aus der Quelle, Sauerstoffgabe sowie antidotische Therapien wie Hydroxocobalamin oder Natriumnitrit, begleitet von intensivmedizinischer Versorgung. Aufgrund der Toxizität unterliegt HCN strengen Regelungen und Sicherheitsvorschriften in Industrie und Umwelt.