Wahrnehmungsverzerrung

Wahrnehmungsverzerrung bezeichnet systematische Fehlwahrnehmungen von Sinnesreizen oder deren Interpretation. Sie entsteht durch das Zusammenwirken von sensorischen Signalen und kognitiven Prozessen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Erwartungen und Kontextfaktoren. Im Alltag treten solche Verzerrungen häufig auf, können aber auch bei bestimmten Zuständen vermehrt auftreten.

Formen der Verzerrung umfassen visuelle Illusionen, Pareidolie, akustische Fehlwahrnehmungen und soziale Verzerrungen bei der Interpretation von Gesichtern oder Absichten. Beispiele: die Müller-Lyer-Illusion, Kontext- und Größenillusionen; Pareidolie, zum Beispiel das Erkennen von Gesichtern in Wolken oder Mustern; akustische Illusionen wie das Hören von Klängen, die nicht vorhanden sind; emotionale Verzerrungen in der Wahrnehmung anderer aufgrund eigener Stimmung.

Ursachen und Mechanismen umfassen bottom-up-Signale der Sinnesorgane, kombiniert mit top-down-Verarbeitung. Erwartungshaltungen, Vorwissen und Aufmerksamkeit formen die Interpretation; Modelle der Wahrnehmung orientieren sich an priors im Sinne einer Bayesian-Logik oder predictive coding. Zusätzlich können Ermüdung, Stress, Schlafmangel, Drogen oder neurologische/psychiatrische Erkrankungen solche Verzerrungen verstärken. Unterschiede zwischen Illusionen (Verzerrung realer Reize) und Halluzinationen (Stimulus fehlt) werden oft unterschieden.

Zur Bedeutung in Wissenschaft, Medizin und Alltag gehört die vorsichtige Gestaltung von Informationen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden; in der Psychologie und Neurowissenschaft dienen Wahrnehmungsverzerrungen als Fenster auf Wahrnehmungsmechanismen. Forschungsmethoden umfassen psychophysische Experimente, eye-tracking, neuroimaging und Reaktionszeitmessungen.

See also:

- Illusion

- Pareidolie

- Erwartungseffekt

- Wahrnehmungsfehler

- Bias

- Halluzination

- Delusion