Vorübersetzung

Vorübersetzung ist ein Begriff aus der deutschsprachigen Übersetzungswissenschaft, der eine vorläufige, vorbereitende Form der Übersetzung bezeichnet, die vor der eigentlichen, vollständigen Übertragung eines Textes entsteht. Sie dient dazu, zentrale Inhalte, Struktur und terminologische Anforderungen zu identifizieren, ohne sich auf eine endgültige Sprachfassung festzulegen.

Der Begriff ist nicht als standardisiertes Verfahren festgelegt; er wird je nach Kontext unterschiedlich verwendet. Er leitet sich aus den Wortbestandteilen vor- und Übersetzung ab und steht im Unterschied zu später Qualitätssicherung, Revision oder finaler Übertragung.

Typische Ziele sind die Erstellung eines Glossars, die Identifikation fachlicher Terminologie, die Bestimmung von Stil- und Tonfallmerkmalen sowie die Festlegung von Übertragungsstrategien, die später bei der eigentlichen Übersetzung angewendet werden. In technischen oder wissenschaftlichen Texten kann eine Vorübersetzung auch dazu dienen, Übersetzungsarbeit zeitlich zu planen.

Typischerweise umfasst eine Vorübersetzung mehrere Formen: eine grobe, unfehlerhafte Rohübersetzung, eine Zusammenfassung, eine Stichwortliste mit Termen oder eine Annotation eines Textformats. Sie kann manuell erfolgen oder durch maschinelle Vorverarbeitung unterstützt werden, etwa durch Terminextraktion oder maschinelle Vorübersetzung als Ausgangspunkt.

In der Praxis wird Vorübersetzung insbesondere im großen Übersetzungsmanagement, der Vorbereitung technischer Dokumentationen oder der Untertitelung verwendet, wo eine schnellere Orientierung am Text nötig ist. Kritisch bleibt, dass Ergebnisse der Vorübersetzung nicht als Endfassung gelten dürfen und sorgfältig überarbeitet werden müssen.

Siehe auch verwandte Konzepte wie Rohübersetzung, Pre-Editing, Post-Editing und Back-Translation; der Begriff ist häufig kontextabhängig.