Therapieszenarien

Therapieszenarien sind strukturierte, vergleichende Darstellungen von möglichen therapeutischen Wegen zur Behandlung eines Patienten oder einer Erkrankung. Sie dienen dazu, verschiedene Behandlungsoptionen, deren zeitliche Abfolge, Nutzen und Risiken gegenüberzustellen und unter Berücksichtigung individueller Präferenzen abzuwägen. Der Begriff wird vor allem in der klinischen Praxis, in Leitlinienarbeit, Entscheidungsunterstützung und der medizinischen Informatik verwendet.

Typischerweise umfassen Therapieszenarien Informationen zu den Zielsetzungen der Therapie, den einzelnen Interventionen (z. B. medikamentöse Therapien, psychotherapeutische Ansätze, chirurgische oder rehabilitative Maßnahmen), der zeitlichen Planung, Monitoring-Kriterien, potenziellen Nebenwirkungen, Kostenaspekten und Wahrscheinlichkeiten von Erfolg oder Misserfolg. Sie berücksichtigen auch Patientenwerte, Lebenssituation sowie mögliche Folgebehandlungen oder Wechselwirkungen zwischen Optionen.

Der Prozess der Erstellung erfolgt meist in Zusammenarbeit von Ärztinnen, Ärzten, anderen Gesundheitsfachkräften und der Patientin oder dem Patienten, oft unterstützt durch Leitlinien, Evidenzsynthesen und Entscheidungsinstrumente. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen, eine fundierte Risiko-Nutzen-Abwägung zu ermöglichen und Anpassungsfähigkeit bei Veränderungen des Gesundheitszustands zu bewahren.

Therapieszenarien unterscheiden sich von einem einzelnen Behandlungsplan dadurch, dass sie mehrere plausible Wege darstellen und deren Auswirkungen vergleichen. Sie finden Anwendung in der Planung komplexer Therapien, der Ausbildung von Fachkräften, sowie in der Forschung und Versorgungsforschung.