Selbstzentrierung

Selbstzentrierung bezeichnet eine Orientierung oder Verhaltensweise, bei der das eigene Ich und die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Sie geht oft mit einer geringeren Berücksichtigung der Perspektiven, Gefühle oder Bedürfnisse anderer einher. In der Alltagssprache wird der Begriff meist kritisch verwendet und mit Egoismus oder mangelnder Empathie assoziiert, während wissenschaftlich von Ich-Bezogenheit oder Egozentrik auch neutrales oder temporäres Verhalten unterschieden wird.

In der Psychologie wird der Begriff oft mit Egozentrik oder Perspektivwechseln im Zusammenhang mit Entwicklungsstufen assoziiert. In der Kindheit beschreibt Piaget die primäre Egozentrik, das Vermögen, die Sichtweisen anderer zu verstehen, entwickelt sich erst später. Bei Erwachsenen kann Selbstzentrierung als Trait auftreten oder situativ verstärkt sein, etwa unter Stress, in Unsicherheit oder bei Machtungleichgewicht.

Auswirkungen reichen von positiven Seiten, etwa Autonomie und Selbstschutz, bis zu negativen Folgen für Beziehungen, Teamarbeit und soziales Zusammenleben, wenn Empathie und Kooperation leiden. Kulturelle Faktoren wie Individualismus oder Social-Media-Feedback-Strukturen können die Tendenz verstärken.

Bewältigung erfolgt durch Reflexion, Perspektivwechsel-Übungen, Empathietraining, Feedbackkultur, Achtsamkeits- oder Therapiekonzepte. Ziel ist, eigene Bedürfnisse realistisch zu benennen, ohne den Blick für andere zu vernachlässigen.

Verwandte Begriffe: Selbstbezogenheit, Egozentrik, Narzissmus; im Gegensatz dazu stehen Selbstmitgefühl und zwischenmenschliche Empathie.