Schätzaufgaben

Schätzaufgaben sind Aufgabenstellungen im Mathematikunterricht, die darauf zielen, Größen abzuschätzen statt exakte Werte zu berechnen. Typische Merkmale sind ein offenes Aufgabenformat, mehrere mögliche plausible Antworten und eine Bewertung der Lösung anhand von Begründung und Plausibilität. Der Zweck besteht in der Entwicklung von Zahlensinn, Größenverständnis und Lernstrategien, der Förderung mentaler Rechenfertigkeiten sowie der Verknüpfung von Mathematik mit Alltags- und Sachbezügen und der Unterstützung des Urteilsvermögens bei Unsicherheit.

Typische Inhalte umfassen das Schätzen von Mengen, Längen, Massen, Flächen, Zeiten und Wahrscheinlichkeiten. Es kommen Schätzerstrategien wie Runden, Frontend- oder Extremwertschätzung, Gruppenbildung, Größenverhältnisse, Skalierung und Einheitenabschätzung zum Einsatz.

Unterrichtlich umgesetzt werden Schätzaufgaben oft als Aufwärm- oder Übungsaufgaben und dienen formativ der Rückmeldung. Sie werden häufig in Kleingruppen bearbeitet, wobei die Diskussion der Lösungswege und die Begründung der Schätzung im Vordergrund stehen. Zur Bewertung werden in der Regel Rubriken verwendet, die Plausibilität, Herleitung und Nachvollziehbarkeit berücksichtigen.

Vorteile bestehen in der Förderung von Intuition, Alltagsnähe und der Motivation unterschiedlicher Lernniveaus. Herausforderungen sind die Subjektivität bei der Bewertung, potenzielles Gefühl falscher Sicherheit und der Bedarf an geschulter Lehrerführung, um Gespräche zielgerichtet zu moderieren.

Schätzaufgaben finden sich weltweit, auch im deutschen Bildungssystem, und werden oft in Curricula als formative Elemente verankert.