Reptilasezeit

Reptilasezeit (RT) ist ein Koagulogrammtest, der verwendet wird, um die Funktion des Fibrinogens zu beurteilen. Dabei wird Reptilase, ein Serinprotease-Enzym aus dem Giftschlangenvenom (zumeist Bothrops atrox), verwendet, um aus Fibrinogen Fibrin zu bilden. Das Verfahren misst die Zeit bis zur Bildung eines Fibrin-Clots und dient damit der Beurteilung qualitativer Fibrinogenstörungen.

Prinzip und Vorgehen: Reptilase spaltet Fibrinogen in Fibrin, unabhängig von der Thrombin-aktivierten Schrittfolge der Gerinnung. Dadurch ist die Reptilasezeit im Gegensatz zum Thrombinzeit-Test weniger durch Faktoren wie Heparin oder direkte Thrombininhibitoren beeinflusst. Das Plasma wird mit dem Reptilase-Reagenz inkubiert, und der Zeitpunkt des Clot-Bildung wird gemessen. Der Test kann allein oder im Zusammenhang mit anderen Gerinnungstests interpretiert werden.

Normalbereich und Interpretation: Der Normwert variiert je nach Labor und Reagenz, typischerweise liegt er etwa im Bereich von 12 bis 22 Sekunden. Eine verlängerte Reptilasezeit deutet auf eine qualitative Fibrinogenstörung (Dysfibrinogenämie) oder auf eine sehr niedrige Fibrinogenkonzentration hin (Hypo-/Afibrinogenämie). Eine normale RT bei anderem Hinweis auf Gerinnungsstörungen kann in der Praxis hilfreich sein, um Störungen durch Heparin oder direkte Thrombininhibitoren von denen durch Fibrinogenprobleme zu unterscheiden.

Anwendung und Einschränkungen: Die Reptilasezeit wird in spezialisierten Hämostase-Labors verwendet, um Dysfibrinogenien von anderen Störungen zu unterscheiden. Sie ist nicht immer standardisiert und der Referenzbereich kann je nach Methode variieren. Das Testergebnis sollte immer im Kontext anderer Gerinnungstests (z. B. Thrombinzeit, Fibrinogenmessung) interpretiert werden.