Reflexionsvermögen

Reflexionsvermögen bezeichnet die Fähigkeit, das eigene Denken, Lernen und Handeln kritisch zu beobachten, zu bewerten und zu steuern. Es umfasst sowohl die Reflexion über kognitive Prozesse als auch über Überzeugungen, Werte und Handlungen.

In der Psychologie wird es oft als Bestandteil der Metakognition verstanden. Typischerweise werden drei Dimensionen unterschieden: das Wissens- bzw. Wissensquellen über das eigene Denken (deklaratives, prozedurales, konditionales Wissen); die Überwachung des Denkprozesses (z. B. Erkennen von Verständnisdefiziten); und die Regulation von Strategien (Planen, Anpassen, Evaluieren).

Bildung und Berufspraxis zielen darauf ab, das Reflexionsvermögen zu fördern. Methoden umfassen Lernjournale, Feedbackgespräche, Debriefings, Selbst- und Peer-Assessment sowie explizite Metakognitionsübungen. Ein stärker ausgeprägtes Reflexionsvermögen unterstützt Lernmotivation, Problemlösungsfähigkeit und berufliche Selbstregulation.

Messung erfolgt häufig über Selbstberichtsfragebögen (z. B. Metakognitionsinstrumente), Think-aloud-Protokolle oder Aufgaben, in denen Lernende ihre Strategien nachträglich erläutern müssen.

Historisch verbindet sich der Begriff mit Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Kritisch diskutiert wird unter anderem, inwieweit Reflexionsvermögen kultur- und situationsabhängig ist und wie zuverlässig Messungen dieses subjektiv geprägten Konstrukts sind. Siehe auch Metakognition, Selbstreflexion.