Pronominalisierung

Pronominalisierung bezeichnet in der Linguistik den Erwerb oder die Verwendung von Pronomen zur Ersetzung oder Referenz auf eine zuvor eingeführte nominale Ausdrucksform (NP). Ziel ist Kohärenz und Wiederverwendung von Referenten, um Wiederholungen zu vermeiden und den Diskursfluss zu steuern. Pronominalisierung ist sprachübergreifend, wobei die Form und Funktion der Pronomen stark von der jeweiligen Sprache abhängen.

Es gibt verschiedene Typen der Pronominalisierung. Anaphorische Pronomen beziehen sich coreferentiell auf eine vorhergehende NP im Diskurs, während deiktische Pronomen auf den Kontext (Zeit, Ort, Situation) verweisen. In vielen Sprachen tragen Pronomen Eigenschaften wie Person, Numerus, Genus und Kasus, wodurch sie sich an grammatische Merkmale der referenzierten Entität anpassen. In pro-drop-Sprachen können Subjektpronomen weggelassen werden, während Sprachen wie Deutsch in der Regel explizite Pronomen verwenden, die zudem Fallmarkierungen zeigen. Zur Pragmatik gehört auch die Auswahl des passenden Pronomens in Bezug auf Fokus, Topik oder Distanz zum Referenten.

Die Analyse der Pronominalisierung berührt Themen der Anapher, der Referenzauflösung (Coreference Resolution) und der Textkohärenz. In der Sprachtypologie spielt auch die Formalkodierung von Geschlecht, Anzahl, Honorifics und politischer Distanz eine Rolle. In der Verarbeitung natürlicher Sprache sind Pronomenauflösung und Diskursmodellierung zentrale Aufgaben, sowohl in der maschinellen Übersetzung als auch in der Textanalyse.

Beispiele zeigen den Kern: Maria ging ins Kino. Sie kaufte Popcorn. Das Pronomen Sie bezieht sich auf Maria; die Pronominalisierung dient hier der Effizienz und Kohärenz des Diskurses.