PTHunabhängige

PTHunabhängige (PTH-independent) bezeichnen in der Medizin Regulierungswege oder Reaktionen, die unabhängig von Parathormon (PTH) funktionieren. Parathormon steuert Kalzium- und Phosphathomöostase zusammen mit Calcitriol und anderen Signalsystemen; PTHunabhängige Mechanismen ergänzen oder modulieren diese Regulation, insbesondere in Situationen, in denen PTH signaling anders geregelt ist oder durch andere Signale dominiert wird.

In Knochengewebe kann die Regulation der Knochenresorption durch mechanische Belastung, Zytokine und das RANKL/OPG-System erfolgen, auch wenn PTH nicht die dominierende treibende Kraft ist. Diese PTHunabhängigen Einflüsse tragen zur Feinabstimmung der Knochenremodellierung bei.

In der Niere tragen weitere Pfade zur Kalzium- und Phosphathomöostase bei, darunter FGF23 und Calcitonin, die Phosphatrückresorption bzw. Kalziumhomöostase modulieren, ohne dass PTH zwingend erforderlich wäre. Auch gewisse Aspekte der renalen Kalziumaufnahme können durch diese Signalwege beeinflusst werden.

Im Darm ermöglicht Calcitriol die Kalziumaufnahme aus der Nahrung weitgehend unabhängig von PTH, wobei PTH jedoch die Bildung von Calcitriol reguliert und so die Wirkung in manchen Situationen verstärken kann. Damit arbeiten mehrere Systeme zusammen, von denen einige unabhängig von PTH wirken.

Klinisch und wissenschaftlich ist der Begriff relevant, wenn Kalzium- oder Phosphatstörungen auftreten, obwohl PTH im Serum unrelevant oder niedrig ist, oder wenn Therapien auf PTH-unabhängige Pfade abzielen. Der Ausdruck wird vor allem in der deutschsprachigen Fachliteratur verwendet.