Ovarialinsuffizienz

Ovarialinsuffizienz bezeichnet eine verminderte Funktion der Ovarien vor dem 40. Lebensjahr. Sie führt häufig zu Hypoöstrogenismus, Amenorrhoe und Infertilität. Der Begriff wird auch als vorzeitige Ovarialinsuffizienz oder primäre Ovarialinsuffizienz verwendet.

Ursachen sind vielfältig. In vielen Fällen bleibt die Ursache idiopathisch. Zu bekannten Faktoren gehören genetische Ursachen (z. B. Turner-Syndrom, Fragile-X-Premutation), Autoimmunerkrankungen, autoimmune Ovaritis, sowie iatrogene Einflüsse wie Chemotherapie, Strahlentherapie oder operative Entfernung von Ovarien. Weitere Auslöser können Infektionen, metabolische Störungen oder Umweltfaktoren sein. Oft spielen mehrere Faktoren zusammen.

Klinik und Diagnose: Betroffene berichten häufig Menstruationsstörungen oder Amenorrhoe, oft begleitet von vasomotorischen Beschwerden, Libidoverlust oder Vaginalatrophie. Die Diagnose basiert auf persistierender Amenorrhoe oder Oligo­menorrhoe unter 40 Jahren und hypogonadotropem Zustand (erhöhtes FSH, niedriges Estradiol). Zur Abklärung ergänzen Messungen von AMH und der Antralfollikelzahl (Ultraschall) die Beurteilung der Ovarialreserve. Zwei FSH-Messungen im frühen Follikelstadium >25 mIU/mL im Abstand von etwa vier Wochen unterstützen die Diagnose. Ausschluss Schwangerschaft, Schilddrüsen- und Prolaktinopathien ist notwendig.

Behandlung und Folgeversorgung: Eine Heilung existiert nicht. Die Behandlung zielt darauf ab, Symptome zu lindern und Folgeerkrankungen zu verhindern. Hormonersatztherapie kann bei nicht schwangeren Frauen sinnvoll sein, ergänzt durch Kalzium und Vitamin D, regelmäßige Bewegung sowie Rauchstopp. Für den Kinderwunsch sind reproduktive Optionen wie die Nutzung von Spenderspo oder assistierte Reproduktion möglich. Die Prognose variiert; spontane Restfunktionen sind möglich, bleiben aber unberechenbar. Regelmäßige Nachsorge, Knochendichtekontrollen und allgemeine Gesundheitsmaßnahmen sind wichtig.