Mehrwortausdrücke

Mehrwortausdrücke (MWEs) bezeichnen sprachliche Einheiten, die aus zwei oder mehr Wörtern bestehen und deren Bedeutung oder Funktion als Ganzes nicht zuverlässig aus den Einzelteilen abgeleitet werden kann. MWEs treten in allen Stil- und Registerebenen der Sprache auf und umfassen Redewendungen, feste Ausdrücke, Kollokationen sowie veränderbare Verbalphrasen. So unterscheiden sich MWEs in Grad der Festigkeit, Produktivität und syntaktischer Flexibilität.

Typen und Beispiele: Idiome wie ins Gras beißen bedeuten etwas anderes als wörtlich; feste Ausdrücke wie mit Ach und Krach, unter vier Augen; Kollokationen wie eine Entscheidung treffen; Verbalphrasen wie etwas aus dem Ärmel schütteln. MWEs können fest oder semikombinatorisch sein; einige erlauben nur eingeschränkte Variation, andere zeigen leichte Anpassung bei Numerus oder Tempus.

Eigenschaften: Viele MWEs sind idiomatisch oder semi-idiomatisch, d. h., ihre Bedeutung lässt sich nicht zuverlässig aus den Teilen ableiten. Sie besitzen eine eigene Lexikalisierung, sind in der Regel fest verbunden und zeigen begrenzte Produktivität. Die syntaktische Flexibilität variiert: manche MWEs bleiben unverändert (das Handtuch werfen), andere erlauben nur geringe Veränderungen (z. B. Wechsel von Numerus oder Tempus).

Relevanz: MWEs sind zentrale Herausforderungen in der Sprachverarbeitung: Segmentierung, Erkennung, Übersetzung und semantische Interpretation erfordern spezialisierte Ressourcen wie MWE-Wörterbücher, Annotierungen und Mustererkennung. In der Sprachforschung dienen MWEs der Untersuchung von Bedeutung, Lexikalisierung und Sprachstruktur, und sie helfen bei lexikalischer Semantik und maschinellen Übersetzungen, besonders zwischen Deutsch und anderen Sprachen.