Müllerzellen

Müllerzellen, wissenschaftlich Müller glia genannt, sind die wichtigsten glialen Zellen der Retina. Sie sind radiale Gliazellen, die sich von der inneren Grenzmembran bis zur äußeren Grenzmembran erstrecken und alle retinalen Schichten durchziehen. Durch diese extendierte Struktur geben sie der Netzhaut Stabilität und bilden eine enge Verbindung zu ihren neuronalen Nachbarn.

Zu ihren zentralen Aufgaben gehört die Homöostase des Extrazellulärraums: Sie regulieren die Kaliumkonzentration, nehmen Neurotransmitter wie Glutamat auf und liefern metabolische Unterstützung durch Glykolyse und Lactat-Shuttling. Sie speichern Glykogen und tragen damit zum Energiehaushalt der Retina bei. Über ihre Endfüße tragen Müllerzellen zur Blut-Retina-Schranke bei, indem sie Gefäße umgeben und so zur Barrierefunktion beitragen.

Sie helfen auch beim Lichttransport durch das Retina-Gewebe; aufgrund ihrer langen, schalenförmigen Struktur wirken sie lichtleitend und unterstützen so die Photorezeptoren. Entwicklungsseitig stammen sie aus neuroepithelialen Vorläufern und können als radiale Gliazellen zur Netzhautreifung beitragen. In einigen Arten besitzen Müllerzellen eine begrenzte Regenerationsfähigkeit, während dies bei Säugetieren wesentlich eingeschränkter ist.

Nach Verletzungen zeigen Müllerzellen eine gliotische Reaktion mit GFAP-Upregulation, Hypertrophie und Proliferation. Diese Reaktion kann neuroprotektion bieten, aber auch zu Ödemen oder Netzhautveränderungen beitragen. In der Forschung werden Ansätze untersucht, Müllerzellen durch Reprogrammierung in Neuronen zur neuronalen Reparatur nutzbar zu machen.