Leitfadeninterviews

Leitfadeninterviews, auch als semistrukturiertes Interview bezeichnet, sind eine qualitative Befragungsmethode, bei der ein Leitfaden mit zentralen Themen und Kernfragen den Gesprächsverlauf strukturiert, aber Raum für spontane Antworten, Nachfragen und neue thematische Schlenker lässt. Ziel ist es, detaillierte Einsichten zu gewinnen, while gleichzeitig eine gewisse Vergleichbarkeit der Antworten über verschiedene Interviews hinweg zu ermöglichen.

Durchführung: Typischer Ablauf ist die Festlegung der Forschungsfragen, die Entwicklung des Leitfadens in thematische Blöcke und offene Fragen, ggf. eine Pilotierung. Teilnehmende werden gezielt ausgewählt (oft theoretisches Sampling). Nach Einwilligung erfolgen Durchführung (in der Regel persönlich, telefonisch oder per Videokonferenz), Aufzeichnung und Transkription. Die Fragenfolge bleibt flexibel; der Interviewer passt sich den Antworten an, führt bei Bedarf Nachfragen und vertieft relevante Themen.

Auswertung: Die Auswertung erfolgt typischerweise durch inhaltliche Kodierung, Bildung von Kategorien und eine thematische Analyse. Ziel ist es, Muster und Zusammenhänge zu identifizieren, Hypothesen zu prüfen oder theoriegeleitete sowie induktive Erkenntnisse abzuleiten. Die Vergleichbarkeit wird durch den leitfadengestützten Aufbau unterstützt, bleibt aber durch die Flexibilität der Antworten begrenzt.

Vorteile und Grenzen: Vorteile sind tiefe Einblicke, die Balance zwischen Struktur und Offenheit sowie die Eignung für sensible Themen. Leitfadeninterviews ermöglichen explorative Erkenntnisse und vergleichbare Daten bei moderaten Stichproben. Grenzen liegen in hohem Vorbereitungs- und Auswertungsaufwand, der Notwendigkeit erfahrener Interviewerinnen und Interviewer, möglicher Interviewbias sowie eingeschränkter Generalisierbarkeit.

Anwendung: Häufig genutzt in Sozialwissenschaften, Marktforschung, Politikforschung und evaluationsorientierten Studien. Ethical considerations wie Einwilligung, Anonymisierung und Datensicherheit sind zentral.