Kultiviertheit

Kultiviertheit bezeichnet den Zustand oder die Qualität der Geübtheit, des guten Geschmacks und der kultivierten Manieren in Denken, Sprechen und Verhalten. Der Begriff leitet sich vom Verb kultivieren ab und bildet mit der Endung -heit das abstrakte Substantiv. Er fasst sowohl intellektuelle als auch verhaltensbezogene Aspekte von Bildung und Kultur zusammen: Kenntnisse in Kunst, Literatur, Musik, eine kultivierte Ausdrucksweise sowie Etikette, Höflichkeit und reflektierte Urteilsfähigkeit.

Historisch gehört Kultiviertheit zu den zentralen Begriffen des bürgerlichen Kulturbegriffs in der Aufklärung und im 19. Jahrhundert. In diesem Zusammenhang wurden Geschmack, ästhetische Urteilskraft und Zivilisierung als Merkmale einer kultivierten Lebensführung diskutiert. Aus soziologischer Perspektive kann Kultiviertheit als Form sozialen Kapitals verstanden werden, das Zugehörigkeit zu bestimmten Milieus signalisiert.

In der Gegenwart wird der Begriff gelegentlich als klassisches oder elitäres Ideal gesehen, das mit Milieuzugehörigkeit oder Status verbunden sein kann. Dennoch dient Kultiviertheit auch als Beschreibung einer Haltung: bewusste Sprachführung, kulturelles Interesse und ein reflektierter Umgang mit Kunst und Alltag.

Siehe auch: Bildung, Kultur, Feinsinn, Etikette, Zivilisation.