Familiensystems

Das Familiensystem ist ein theoretischer Rahmen in der Psychologie und Sozialarbeit, der die Familie als interagierendes soziales System betrachtet, in dem individuelles Verhalten durch Beziehungsstrukturen, Muster der Kommunikation und Grenzen geprägt wird. Es geht davon aus, dass Veränderungen in der Struktur oder Kommunikation innerhalb der Familie Auswirkungen auf alle Mitglieder haben.

In der Systemischen Therapie entstanden wesentliche Ansätze wie die Strukturelle Familiendynamik nach Minuchin, die mehrgenerationsübergreifende Perspektive von Murray Bowen sowie verschiedene Milano-Ansätze. Ziel ist es, dysfunktionale Interaktionsmuster durch Veränderungen der Beziehungsstruktur zu beeinflussen und so das Gleichgewicht der Familie zu verbessern.

Zentrale Konzepte sind Grenzen (rigide versus diffus), Subsysteme wie Eltern- oder Geschwistergruppen, Koalitionen, Triangulation, Hierarchie und Homöostase; außerdem zirkuläre Kausalität und die generationsübergreifende Weitergabe von Verhaltensmustern. Das Genogramm dient als diagnostisches Tool zur Abbildung von Beziehungen, Konflikten und Familiengeschichte.

Anwendungsbereiche und Methoden umfassen Systemische Familienberatung, Psychotherapie, Sozialarbeit und Pädagogik. Typische Methoden sind genogrammgestützte Assessments, zirkuläres Fragen, Strukturveränderungen in der Familie sowie Familienaufstellungen in bestimmten Kontexten.

Kritik und Grenzen: Die Ansätze betonen Beziehungsprozesse statt einzelner Ursachen. Sie erfordern geschulte Therapeuten, kulturelle Sensibilität und passen nicht in alle Kontexte. Die Wirksamkeit variiert je nach Fall, und ethische Überlegungen spielen beim Umgang mit Familiengeheimnissen eine Rolle.