Charaktergetriebene

Charaktergetriebene Erzählung bezeichnet eine Erzählweise, bei der die Entwicklung und Entscheidungsprozesse der Figuren im Mittelpunkt stehen. Der Fokus liegt auf inneren Konflikten, Motivationen, Beziehungen und Wandlung; äußere Ereignisse dienen meist dazu, die Figuren zu testen oder ihre Entscheidungen voranzutreiben.

Im Gegensatz dazu steht das handlungs- oder plotgetriebene Erzählen, bei dem der Verlauf der Ereignisse die Struktur der Geschichte bestimmt und die Figuren häufig als Mittel agieren, um eine vorgezeichnete Handlung voranzutragen.

Typische Merkmale sind eine vertiefte Charakterperspektive oder umfangreiche Einsichten in die Gedankenwelt der Protagonisten, ausgeprägte Charakterbögen, langsame Spannungsentwicklung durch Entscheidungsprozesse, dialog- und monologreiche Passagen sowie thematische Fragestellungen zu Identität, Schuld oder Moral. Die Handlung entfaltet sich oft aus den individuellen Entscheidungen der Figuren statt aus spektakulären Plotwendungen.

Charaktergetriebene Erzählungen finden sich in Romanen, Filmen und Serien. In der Literatur gelten Werke von Dostojewski, Thomas Mann oder Jane Austen als Beispiele für starke Charakterentwicklung; im Kino wird diese Ausrichtung häufig in psychologischen Dramen oder Biografien sichtbar.

Der Begriff steht im Gegensatz zum handlungsgetriebenen Erzählen und ist eng verbunden mit Konzepten wie dem Charakterbogen (Character arc) und der Erzählperspektive. Er wird in Literatur- und Filmtheorie diskutiert, um narrative Prioritäten zu kennzeichnen.