Berührungsschwelle

Berührungsschwelle bezeichnet die minimale mechanische Reizstärke, die erforderlich ist, um eine Berührung bewusst wahrzunehmen. Sie dient als Indikator für die mechanische Empfindlichkeit der Haut und wird in der Dermatologie, Neurologie und Rehabilitation untersucht. Die Schwelle hängt von der Region der Haut, dem Alter und dem Zustand der peripheren Nerven ab; die Fingerkuppen weisen typischerweise eine niedrigere Schwelle (höhere Empfindlichkeit) auf als die Rückenhaut.

Mechanismen und Messung: Mechanorezeptoren in der Haut wandeln Druck in Nervenimpulse um. Unterschiede in der Rezeptordichte und in der Weiterleitung erklären die Varianz der Empfindlichkeit. Zur Messung werden quantitative sensorische Tests eingesetzt, etwa Semmes-Weinstein-Monofilamente oder von Frey-Haaren, um die mechanische Detektionsschwelle festzustellen; oft werden die Reize so kalibriert, dass die Wahrnehmung in etwa 50 Prozent der Fälle erreicht wird. Ergänzende Tests erfassen die räumliche Auflösung der Berührung (Zwei-Punkt-Unterscheidung) oder nutzen QST-Verfahren, um weitere Schwellenwerte abzuleiten.

Klinische Relevanz: Erhöhte Berührungsschwellen (verminderte Empfindlichkeit) treten bei Neuropathien, Diabetes mellitus, Rückenmarks- oder Hirnschäden auf; verringerte Schwellen können Hyperästhesie oder Allodynie umfassen. Die Messung der Berührungsschwelle dient daher der Diagnostik, Verlaufsbeobachtung und Bewertung von Therapien in Neurologie, Schmerzforschung und Rehabilitation.