Antigenspezifisch

Antigenspezifisch bezeichnet die Eigenschaft einer immunologischen Reaktion, sich gezielt gegen ein bestimmtes Antigen zu richten und gegenüber anderen Antigenen kaum oder gar nicht zu reagieren. Die Spezifität entsteht durch die Erkennung von Epitope durch Antigenrezeptoren des Immunsystems.

In der humoralen Immunantwort binden Antikörper spezifisch an ihr jeweiliges Antigen. Die Vielfalt der Antikörper entsteht durch V(D)J-Rekombination der B-Zell-Rezeptoren, klonale Selektion und somatische Hypermutationen, was zu hochaffinen Bindungen führt. Nach Aktivierung differenzieren sich B-Zellen zu Plasmazellen und Gedächtniszellen, die eine antigen-spezifische Abwehr ermöglichen.

In der zellulären Immunreaktion erkennen T-Zell-Rezeptoren spezifische Peptid-MHC-Komplexe. CD4+-T-Helfer-Zellen binden Peptide auf MHC-II, CD8+-T-Zell-Rezeptoren erkennen Antigene auf MHC-I. Nach Antigenerkennung erfolgt eine klonale Expansion und Differenzierung zu Effektorzellen und Gedächtniszellen.

Die Spezifität kann durch Kreuzreaktivität eingeschränkt oder erweitert sein; einige Antikörper oder T-Zellen reagieren auch auf ähnliche Strukturen. Antigen-spezifische Reaktionen bilden das Fundament von Impfungen, diagnostischen Tests und dem Verständnis von Autoimmunerkrankungen. Zur Vermeidung von Autoimmunität arbeitet das Immunsystem mit Toleranzmechanismen gegenüber körpereigenen Antigenen.

Epitope oder Determinanten bestimmen, welche Ausschnitte des Antigens die Reaktion auslösen. Dominante Epitope können eine fokussierte Reaktion erzeugen, während polyklonale Antworten eine breitere Spezifität zeigen. Monoklonale Antikörper weisen eine besonders hohe Spezifität gegenüber einem einzelnen Epitope auf; die individuelle antigen-spezifische Reaktion wird zudem durch genetische Unterschiede in MHC/HLA beeinflusst.