Angriffsraten

Angriffsraten, im epidemiologischen Sprachgebrauch oft als attack rates bezeichnet, beschreiben den Anteil einer definierten Risikopopulation, der eine bestimmte Krankheit oder ein bestimmtes Ereignis innerhalb eines festgelegten Zeitraums entwickelt. Sie kommen typischerweise bei Ausbruchsuntersuchungen zum Einsatz und geben einen Überblick darüber, wie stark eine Gruppe von Personen von einer Erkrankung betroffen ist.

Berechnung und Formen: Die Attack Rate wird berechnet als die Anzahl der neuen Fälle in der Risikogruppe während des Zeitraums geteilt durch die Anzahl der tatsächlich Risikogruppenmitglieder zu Beginn des Zeitraums. In der Regel wird das Ergebnis als Prozentsatz ausgedrückt. Unterschieden wird zwischen dem primären Angriffsrate, die die ersten Fälle in einer Gruppe beschreibt, und der sekundären Angriffsrate, die die Übertragung unter engen Kontakten der Primärfälle misst.

Anwendungen: Angriffsraten dienen der Einschätzung von Übertragungsparametern, der Identifizierung von Expositionsquellen und dem Vergleich von Risikogruppen. Sie werden bei Lebensmittelvergiftungen, Infektionskrankheiten in Haushalten oder Gemeinschaftseinrichtungen sowie in Situationen mit unmittelbarer Ausbreitung genutzt, um Transmissionen besser zu verstehen und Maßnahmen zu bewerten.

Limitierungen: Die Angriffsrate ist keine echte Inzidenzrate, da sie von der definierten Population, dem Beobachtungszeitraum und der Falldefinition abhängt. Sie kann durch Verzögerungen bei der Meldung, asymptomatische Fälle oder unterschiedliche Aufenthaltsdauern in der Risikogruppe verzerrt werden. Daher ist sie primär als orientierendes Maß in der Outbreak-Analyse geeignet.