Abrollverhalten

Abrollverhalten, in der Fahrzeugtechnik auch als rolling behavior bezeichnet, beschreibt das dynamische Verhalten eines Reifens oder Rads beim Rollen auf einer Straßenoberfläche. Es umfasst die Wechselwirkung zwischen Reifen, Felge, Aufhängung und Untergrund sowie die damit verbundenen Kräfte, Verformungen und Reaktionsgrößen des Fahrzeugs. Zentral geht es darum, wie der Reifen Kräfte longitudinal (vorwärts/rückwärts) und lateral (seitlich) überträgt, wie sich die Kontaktpatch-Verformung auswirkt und wie das Fahrzeug auf Lenkbefehle, Beschleunigung oder Bremsen reagiert.

Wesentliche Einflussfaktoren sind Reifenkonstruktion und -material, Reifendruck, Lastverteilung, Temperatur, Straßenzustand und -belag, sowie Geschwindigkeit. Die Deformation des Kontaktpatches führt zu Rollwiderstand und Verschleiß, beeinflusst aber auch das Traktionsverhalten, das Kurvenverhalten und das Ansprechverhalten des Lenksystems. Der Slipwinkel (bei Kurvenfahrt) und die damit verbundene seitliche Reibungskurve bestimmen die Spurstabilität und die Kurvenstabilität des Fahrzeugs. Die Abrollcharakteristik hängt zudem von der Bauart (z. B. Reifenbreite, Profil, Gürtelung), dem Luftdruck und der Temperatur ab.

Messung und Modellierung des Abrollverhaltens erfolgen über Parameter wie Rollwiderstandskoeffizient, longitudinale und laterale Steifigkeit von Reifenkontaktpatch und Reifenstruktur sowie über das Konzept des Slip- bzw. Seitenführungsgliedes. In der Praxis beeinflusst das Abrollverhalten Kraftstoffverbrauch, Fahrkomfort, Lenkpräzision, Brems- und Beschleunigungsstabilität sowie die Gesamtsicherheit eines Fahrzeugs. Unterschiede zeigen sich etwa zwischen Sommer- und Winterreifen oder bei unterschiedlichen Beladlungen und Straßenzuständen.