Zustandsbeurteilung

Zustandsbeurteilung ist ein systematischer Prozess zur Bestimmung des gegenwärtigen Zustands eines Vermögenswerts, Bauteils oder Systems. Sie dient dazu, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu bewerten, den Wartungsbedarf abzuleiten und Investitionsentscheidungen zu unterstützen.

Anwendungsbereiche umfassen Maschinen, Bauwerke, Infrastruktur, Versorgungsnetze und größere Anlagen in Industrie, Verkehr und Gebäudemanagement. Typische Datenquellen sind visuelle Inspektionen, zerstörungsfreie Prüfungen, Funktions- und Belastungstests, Messdaten von Sensoren sowie operative Aufzeichnungen und historische Wartungsdaten. Durch die Kombination dieser Informationen wird ein ganzheitliches Bild des Zustands erstellt.

Die Ergebnisse der Zustandsbeurteilung umfassen in der Regel einen Zustandsgrad oder -score, Trendanalysen, eine Schätzung der verbleibenden Nutzlebensdauer, eine Risikobewertung sowie eine Priorisierung von Wartungs- oder Austauschmaßnahmen. Ziel ist es, Wartungsaktivitäten bedarfsgerecht zu planen (zustandsbasierte Wartung) und Ressourcen effizient einzusetzen.

Methodisch unterscheidet man oft zwischen qualitativen Beurteilungen (z. B. Klassifizierung in Kategorien) und quantitativen Ansätzen (Zustandsindizes, Wahrscheinlichkeiten, Lebensdauerabschätzungen). In der Praxis werden meist hybride Ansätze verwendet, die Diagnostik, Prognose und Entscheidungsunterstützung kombinieren.

Zustandsbeurteilung ist eng mit Asset-Management-Konzepten verknüpft und kann Teil von Normen und Standards sein, etwa in der ISO 55000-Familie oder branchenspezifischen Vorgaben. Sie bietet Transparenz für Betreiber, Eigentümer und Aufsichtsbehörden, birgt jedoch Unsicherheiten in Bezug auf Datenqualität, Modellannahmen und unvorhergesehene Betriebsfaktoren.