Wissenschaftsakteure

Wissenschaftsakteure ist ein Begriff aus der Wissenschaftssoziologie und der Wissenschafts- und Technikforschung, der diejenigen Personen, Gruppen und Institutionen bezeichnet, die an der Produktion, Verbreitung und Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse beteiligt sind. Der Begriff betont, dass wissenschaftliches Wissen nicht allein von einzelnen Forschenden entsteht, sondern aus Netzwerken unterschiedlicher Akteure mit variierenden Ressourcen, Interessen und Einfluss zusammenwirkt.

Zu den zentralen Akteuren gehören einzelne Forschende und Forscherteams, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Laboratorien; Fördergeber wie staatliche Ministerien, Forschungsräte, Stiftungen und Industriefinanzierer; politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden, die Forschungspolitik bestimmen; Industriepartner und Anwender, die Forschungsergebnisse nutzen oder kommerzialisieren; Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten sowie Medien, die Forschung kommunizieren; Museen, Wissenschaftscenter und Bildungseinrichtungen, die Öffentlichkeit und Bildung vermitteln; zivilgesellschaftliche Organisationen, Patientenverbände und die breite Öffentlichkeit; sowie internationale Organisationen, Standardisierungsgremien und Berufsverbände.

Wissenschaftsakteure gestalten Agenda-Setting, Finanzierung, Evaluation, ethische und rechtliche Governance sowie die Übersetzung von Wissen in Praxis und Politik. Sie arbeiten in Netzwerken, in denen Ideen, Daten und Normen vermittelt und oft übersetzt werden, etwa durch Boundary Objects, die grenzüberschreitende Kooperation erleichtern. Das Konzept dient der Analyse von Wissenschafts-Gesellschaft-Beziehungen, Governance von Forschung und Innovation, offener Wissenschaft, verantwortungsvoller Forschung und Innovation sowie Wissenschaftskommunikation. Es hilft zu verstehen, wie unterschiedliche Akteure Forschungsrichtungen beeinflussen, Datenpolitik gestalten, Regulierung vorantreiben und neue Erkenntnisse in nationalen und internationalen Kontexten anwenden.