Scherrändern

Scherrändern sind scharfkantige Unebenheiten oder flächenhafte Randverformungen, die sich an Werkstückkanten bilden, insbesondere bei Stanzen, Scheren oder Abkanten von Blechteilen. Der Begriff wird überwiegend im Metallbau und in der Blechbearbeitung verwendet, kann aber auch bei Kunststoffteilen auftreten.

Sie entstehen durch das Abtrennen, Verschieben und Deformieren von Material an der Schnittstelle zwischen Werkzeug und Werkstück. Faktoren wie Materialgüte und -dicke, Werkzeugabstand (Clearance), Schmierung, Werkzeugschärfe sowie die eingesetzte Fertigungstechnik beeinflussen Ausprägung und Höhe der Scherränder. Extern am Werkstückrand auftretende Scherränder unterscheiden sich von internen, beispielsweise an Lochkanten.

Typisch sind raue oder leicht gerundete Kanten mit scharfen Bereichen. Scherränder können die Passgenauigkeit von Baugruppen beeinträchtigen, die Oberflächenqualität verschlechtern, zu Sicherheitsrisiken durch Schnittverletzungen führen und Korrosion begünstigen, insbesondere bei stark beanspruchten oder feuchtigkeitsgefährdeten Anwendungen.

Entgraten und Oberflächenveredelung dienen der Beseitigung von Scherrändern. Typische Verfahren sind mechanische Entgratung (Schleifen, Bürsten, Fräsen, Räumen), Schleif- oder Strahlbearbeitung sowie chemische oder thermische Entgratung. Neben der Nachbearbeitung kann die Präzision der Stanze oder die Wahl des Prozesses (z. B. Blanking statt einfachem Stanzen) zur Minimierung von Scherrändern beitragen. Die Kontrolle erfolgt durch Sichtprüfung und Messung der Randhöhe oder Oberflächenrauheit, ggf. mit Stichproben im Fertigungsprozess.