Retinoskopie

Retinoskopie ist ein diagnostisches Verfahren in der Augenheilkunde und Optometrie zur Bestimmung der refraktiven Fehler des Auges. Sie dient insbesondere der Einschätzung von Myopie, Hyperopie und Astigmatismus sowie der Untersuchung bei Kindern oder anderen nicht kooperativen Patienten, die sich nicht zuverlässig subjektiv refraktieren lassen. Dabei wird mit einem Retinoskop ein Lichtstrahl durch die Pupille ins Auge gelenkt und die Reflexion aus der Retina beobachtet.

Prinzip und Vorgehen beruhen darauf, wie der Reflex die Bewegungen des betroffenen Auges relativ zur Messhöhe wahrnimmt. Je nach Stellung des Fernpunkts zur Messebene bewegt sich der Reflex entweder in dieselbe Richtung wie der Lichtbalken („mit-Bewegung“) oder in entgegengesetzter Richtung („Gegen-Bewegung“). Durch Neutralisieren des Reflexes mit Linsen verschiedener Stärke wird der refraktive Fehler ermittelt. Üblicher Arbeitsabstand ist 67 cm, was etwa 1,5 Dioptrien entspricht; der Neutralwert der verwendeten Linse plus der Arbeitsabstandsdioptrie ergibt die tatsächliche Refraktion des Auges. Es kommen plane Spiegelretinoskope oder Streckenretinoskope zum Einsatz; die Streifenführung erlaubt eine Meridiantestsung der Astigmatismusachse.

Durchführung: Der Raum wird abgedunkelt. Der Patient fixiert in Ferne. Das Retinoskoplicht wird durch die Pupille geführt, und der Reflex in mehreren Meridianen beobachtet. Linsen unterschiedlicher Stärke werden vor das Auge gehalten, bis der Reflex neutralisiert ist; dieser Linsenwert in Verbindung mit dem Arbeitsabstand ergibt die Refraktion. Die Ergebnisse werden meridianweise festgehalten; oft wird bei Kindern eine Cycloplegie eingesetzt, um Akkommodationsartefakte zu vermeiden.

Anwendungsgebiete umfassen frühkindliche Refraktionsscreenings, prä- und postale Untersuchungen sowie Situationen, in denen subjektive Messungen eingeschränkt sind. Zu den Einschränkungen gehören Akkommodationslage, Pupillengröße und Medienfehler; Retinoskopie liefert eine objektive Schätzung, ersetzt jedoch nicht immer weitere Messmethoden, insbesondere bei feinem Astigmatismus.