Relativdatierungen

Relativdatierungen bezeichnet in der Geologie und Archäologie die Bestimmung der zeitlichen Reihenfolge von Gesteinsablagerungen, Fossilien oder geologischen Ereignissen im Verhältnis zueinander, ohne eine genaue absolute Kalenderzeit festzulegen. Sie ermöglichen, Ablagerungsabfolgen und Ereignisse räumlich und zeitlich zu ordnen, indem aus der Anordnung und dem Vergleich von Schichten und Strukturen Schlüsse auf ihre relative Alterung gezogen werden.

Zu den zentralen Prinzipien gehören das Prinzip der Originalhorizontalität, das besagt, dass Sedimentschichten ursprünglich horizontal abgelagert wurden; das Prinzip der Superposition, dem zufolge jüngere Schichten über älteren liegen in ungestörten Sequenzen; das Prinzip der lateralen Kontinuität, das Schichtausdehnung über Räume hinweg annimmt; das Prinzip der Inklusion, nach dem eingeschlossene Bruchstücke älter sind als das Wirtsgestein; das Prinzip der Durchschneidung, nach dem Strukturen, die andere schneiden, jünger sind; und das Prinzip der Faunenreihenfolge, nach der charakteristische Fossilien über geologische Zeiträume hinweg auftreten und als relative Zeitmarken dienen.

Wesentliche Methoden der Relativdatierung sind die stratigraphische Korrelation, Biostratigraphie (Indexfossilien), Lithostratigraphie und Sequenzstratigraphie. Magnetostratigraphie nutzt paläomagnetische Polaritätswechsel, um Schichten zu korrelieren, während die Fauna- und Flora-Folge (Faunen- bzw. Florenreihen) ebenfalls zur Festlegung relativer Altersabfolgen dient. Relativdatierungen liefern keine exakten Jahre, sondern eine Reihenfolge der Ereignisse, die oft als Grundlage für weitergehende absolute Datierungen oder geologische Modelle dient.