Nischendifferenzierung

Nischendifferenzierung bezeichnet in der Ökologie den Prozess, durch den Arten ihre Ressourcen so nutzen, dass sich ihre ökologischen Nischen weniger stark überlappen. Dadurch wird direkte Konkurrenz verringert und Koexistenz innerhalb eines Lebensraums ermöglicht. Der Begriff wird oft im Zusammenhang mit der Theorie der Nischenpartitionierung verwendet, um zu erklären, wie mehrere Arten gleiche Lebensräume gleichzeitig besetzen können.

Mechanismen der Nischendifferenzierung umfassen räumliche, zeitliche und trophische Unterschiede. Räumliche Differenzierung bedeutet die Nutzung unterschiedlicher Mikrohabitate oder Schichten im Ökosystem. Zeitliche Differenzierung umfasst unterschiedliche Aktivitätszeiten oder Fortpflanzungsperioden. Trophische Differenzierung bezieht sich auf den Verzehr verschiedener Nahrungstypen oder -quellen, sodass Arten unterschiedliche Teile der Ressource beanspruchen. Morphologische Anpassungen oder Verhaltensänderungen, auch als Charakterverschiebung bekannt, können die differentiation zusätzlich unterstützen.

Typische Beispiele finden sich in vielen Systemen. Darwinfinken auf den Galapagos-Inseln zeigen unterschiedliche Schnabelformen, die verschiedene Nahrungstypen erschließen. In Wäldern Nordamerikas nutzen verschiedene Meisenarten unterschiedliche Futterquellen oder Forstschichten. In afrikanischen Seen unterscheiden sich Cichlidenfische in Mundmechanik und Fressgewohnheiten, was zu klar abgegrenzten Nischen führt. Auch Pflanzenarten können durch Unterschiede in Licht- oder Bodenressourcen koexistieren.

Bedeutung und Grenzen: Nischendifferenzierung trägt wesentlich zur Artenvielfalt und Stabilität von Ökosystemen bei, kann jedoch durch Umweltveränderungen gestört werden, wodurch Nischen wieder stärker überlappen und Konkurrenz zunimmt. In der Wirtschaft wird der Begriff gelegentlich auch zur Beschreibung der Differenzierung innerhalb von Nischenmärkten verwendet.