Nervenleitgeschwindigkeitsbestimmung

Nervenleitungsgeschwindigkeit, oft abgekürzt NCV, beschreibt die Geschwindigkeit, mit der ein elektrischer Impuls entlang eines peripheren Nervs wandert. Sie wird überwiegend durch Nervenleitgeschwindigkeit-Messungen (Nerve Conduction Studies, NCS) bestimmt und gibt Aufschluss über Myelinisierung und axonale Integrität des Nervs.

Bei der Messung werden Oberflächen- oder Nadeldelektroden verwendet. Der Nerv wird an zwei oder mehr Stellen stimuliert, und die emittierten Antworten werden distal bzw. proximal abgeleitet. Die Konduktionsgeschwindigkeit wird typischerweise aus der Distanz zwischen zwei Stimulationspunkten und der Differenz der Latenzen berechnet (V = Distanz / ΔLatenz). Bei motorischen Nerven fließt zusätzlich die Muskelantwort (CMAP) in die Beurteilung ein; sensoren Nerven liefern das sensorische NAP/Potenzial. Die Messungen erfolgen in der Regel bei etwa 32–34 °C Umgebungstemperatur.

Die NCV dient der Diagnose von Nervenschäden. Eine normale oder erhöhte Geschwindigkeit weist auf eine intakte Myelinscheide hin, während eine verminderte Geschwindigkeit auf Demyelinisierung hindeuten kann. Verminderte Amplituden bei ansonsten normalen Geschwindigkeiten deuten eher auf axonale Schäden hin. NCV ist hilfreich bei Verdachtsfällen von Karpaltunnelsyndrom, Polyneuropathien, CIDP und anderen entzündlich-demyelinisierenden oder axonalen Erkrankungen.

Zu den Einflussfaktoren gehören Temperatur, Alter, Gliedmaßenlänge, Technik der Messung und der Krankheitszustand. Normwerte variieren je nach Nerv, Segement, Alter und Umgebungstemperatur; grob liegen motorische Geschwindigkeiten im Arm häufig bei 50–65 m/s und in den Beinen 40–50 m/s, sensorische Werte ähneln oft diesem Bereich.