Nebenbahnen

Eine Nebenbahn ist eine Eisenbahnstrecke mit geringerem Verkehrsaufkommen und geringerer Bedeutung als die Hauptbahn. In den deutschsprachigen Ländern bezeichnet der Begriff eine Nebenstrecke, die kleinere Orte mit dem überregionalen Netz verbindet und damit regionale Versorgungs- und Erschließungsaufgaben übernimmt. Nebenbahnen ergänzen das Netz der Hauptstrecken durch lokalen Personenverkehr und Güterverkehr; operative Merkmale sind meist Einzel- oder Doppelspur, vereinfachte Bahnhöfe, niedrigere Bau- und Betriebskosten sowie eine niedrigere Geschwindigkeit im Regelbetrieb. Oft verlaufen sie abseits dichter Ballungskerne durch ländliche Gebiete oder Gebirgslandschaften; Anbindungen an Hauptlinien erfolgen über Flach- oder Kopfbahnsteige. Historisch entstanden viele Nebenbahnen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, um wirtschaftliche Potenziale zu erschließen. Der Fahrplan beruhte überwiegend auf Dampflokomotiven bzw. später auf Diesellokomotiven oder Triebwagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führten steigender Individualverkehr, Wettbewerbsdruck und Kostenreduktion zur Stilllegung vieler Nebenbahnen. In den 1960er bis 1980er Jahren nahmen zahlreiche Strecken den Betrieb aus Rationalisierungsgründen nicht wieder auf. In jüngerer Zeit finden Reaktivierungs- und touristische Nutzungen statt, unterstützt durch Förderprogramme. In der Praxis werden Nebenbahnen oft von regionalen Verkehrsbetrieben oder der Bahnverwaltung betrieben; einige verkehren als Museums- oder Touristikbahnen.

Begriffe wie Nebenbahn, Lokalbahn oder Kleinbahn werden teils synonym gebraucht, unterscheiden sich aber je nach regionaler Tradition und rechtlicher Einstufung. Insgesamt dienen Nebenbahnen der Erschließung ländlicher Räume, der regionalen Mobilität sowie der Verbindung in das überregionale Bahnnetz.