Lexikonbildung

Lexikonbildung bezeichnet den Prozess der Entstehung, Erweiterung und Strukturierung des Wortschatzes einer Sprache, sowohl in der Linguistik als auch in der Lexikografie. Sie umfasst die Bildung neuer Lexeme (Neologismen), die Ableitung und Zusammensetzung von Wörtern, die Übernahme aus anderen Sprachen sowie semantische Veränderungen von Bedeutungen.

Wortbildungsmuster wie Derivation, Komposition, Abkürzung und Back-Formation tragen zur Neubildung bei; Lehnwörter ergänzen den Wortschatz aus dem Kontakt mit anderen Sprachen; Bedeutungswandel (z. B. Erweiterung oder Neubewertung), Metaphernutzung und fachsprachliche Spezialisierung tragen ebenfalls zur Lexikonbildung bei.

In der Lexikografie erfolgt Lexikonbildung durch systematische Datenerhebung aus Textkorpora, Expertenwissen und sprachwissenschaftlichen Kriterien. Redakteure entscheiden über das Lemma, definieren Sinnfelder, erstellen Beispiele, notieren Etymologie, Grammatik und Synonyme. Ziel ist ein konsistenter, gut belegter Wortschatz mit nachvollziehbaren Informationen zur Verwendung.

Moderne Lexika nutzen digitale Tools, verlinken zu Datenbanken, setzen Frequenz- und Varianzanalysen ein, ermöglichen regelmäßige Updates und unterstützen Anwendungen in der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP). Die Lexikonbildung ist damit sowohl eine theoretische Beschreibung der Sprachentwicklung als auch eine praktische Grundlage für nachprüfbare Wörterbücher und automatisierte Sprachsysteme.