Leiterspannungen

Leiterspannungen sind elektrische Spannungen, die zwischen zwei Leitern oder zwischen einem Leiter und einem Bezugspunkt auftreten. Sie beschreiben potenzielle Unterschiede und müssen nicht zwangsläufig relativ zu Erdpotenzial angegeben werden. In mehrphasigen Systemen unterscheidet man insbesondere Leiter-zu-Leiter-Spannungen (L-L) und Leiter-zu-Neutral- bzw. Leiter-zu-Ground-Spannungen (L-N bzw. L-G). In der Praxis spricht man oft von Linienspannungen (L-L) und Phasenspannungen (L-N).

Typische Werte lassen sich aus dem Netzsystem ableiten. In vielen europäischen Netzen liegt die Leiter-zu-Neutralspannung bei etwa 230 V, die Leiter-zu-Leiter-Spannung bei etwa 400 V (2020er Standard: 400/230 V). In Nordamerika kommen Systeme wie 120/208 V (L-N/L-L 208 V) oder 277/480 V in kommerziellen Gebäuden vor. Höhere Spannungen finden sich im Mittel- und Hochspannungsbereich der Energieübertragung, wo mehrere Kilovolt zwischen den Leitern auftreten.

Messung und Anwendung: Leiter-Spannungen werden durch Messung zwischen zwei Leitern bestimmt, oft L-L oder L-N, je nach Fragestellung. Die Ermittlung von Leiter-Spannungen ist grundlegend für die Auslegung von Isolierung, Abständen, Überspannungsschutz und Schutzkonzepten. Bei unsymmetrischen Netzen können Spannungen zwischen den Leitern ungleichen Werten auftreten, weshalb genaue Messung und Neutral- bzw. Erdbezug wichtig sind.

Sicherheit: Leiter-Spannungen können gefährlich sein und zu Stromschlägen, Funkenbildung oder Arc-Flash führen. Vor Arbeiten müssen Systeme spannungsfrei geschaltet, geerdet und die Restspannung nachweislich entfernt werden. Schutzklassen, Isolationskoordination und Sicherheitsabstände richten sich nach den geltenden Normen.